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Vereinbarkeit…

Die Vereinbarkeitsdiskussion reißt nicht ab und ich bin jeden Tag aufs Neue hin- und hergerissen. Es gibt zwei frische Artikel dazu, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während sich Heike Schmitt als Gastautorin auf dem Frau Mutter Blog wundert, wo die ganzen Frauen hin sind nach der Geburt der Kinder, möchte Mama Simone von Kiko-Kinderkonzepte ihre Kinder von zu Hause aus begleiten – mit oder ohne Dawanda-Shop.

Ich gestehe, dass ich nach all den Betreuungs-Quälereien mit den Kindern knallhart denke, dass Beruf und Familie sehr schwer zu vereinbaren sind. Da müssen so viele Rahmenbedingungen stimmen, dass es in unserem Fall einfach nicht funktioniert hat. Ein Hauptpunkt war stets, die hohe Infektanfälligkeit der Kinder in den ersten Lebensjahren. Noch heute frage ich mich, warum ich alle zwei Wochen ein fieberndes Kind hatte, während andere scheinbar kein Immunsystem aufbauen mussten. Die hatten es schon-einfach so, ungestillt-Paket Immunsystem wurde rechtzeitig abgeholt. Zur Freude der Gesellschaft und des Arbeitgebers.

Aber seien wir ehrlich, wieviele kranke Kinder sind trotzdem in der Kita, weil sie entweder vollgestopft sind mit Fieberzäpfchen und Co oder angeblich nichts haben oder das bisschen Schnupfen wohl noch keinem geschadet hat. Wir wissen alle, dass die größten Bakterien- und Virenschleudern Arztpraxen, Kitas und Schulen sind. Gesundheit.

Jetzt muss ich wirklich aufpassen, dass das kein Jammerpost wird. Während meine Große noch mehr oder weniger freiwillig von Oma während meiner Arbeitszeit betreut wurde, nahm die Bereitschaft dazu mit Kind zwei und drei immer mehr ab. Schlussendlich hatten wir keine regelmässige Betreuung durch die Verwandtschaft. Mir klingelt heute noch die Aussage eines Chefs in den Ohren, dass ich nie Überstunden gemacht hätte. Ich ergänze dazu, dass ich einen 410 Euro Job hatte, immer zu spät zum Abholen meiner Töchter kam, aber mir nicht mehr Betreuungszeit zustand. Davon abgesehen, nahm ich stets Arbeit mit nach Hause, verfuhr ich den Lohn und machte letztendlich nur die anderen aber nicht mich glücklich.

Als ich mich dann verzweifelt selbständig machte mit vielen Amitionen und naiven Vorstellungen wurde mir der Kitaplatz verwehrt, ich könne ja schließlich nachts arbeiten. Natürlich habe ich mich gewehrt, das kostete mich ein halbes Jahr und meine Kraft. Ich bin einfach keine Vollzeitmutter. Ich gebe es zu, ich hasse basteln und Kinder bespaßen. Und hier bin ich ebenfalls knallhart: man verblödet zu Hause. Wenn schöngeistige, durchaus wichtige und unwiederholbare Gedanken als gewinnbringende, produktive Tätigkeiten umgesetzt werden sollen und diese dann aber stets von „Mamaaaa, mir ist langweilig…“ gern auch Hunger, Pipi, Aua unterbrochen werden, verblödet man. Das eine Ende der unterbrochenen Gedanken dockt nicht vernünftig an den wiederaufgenommenen Gedanken an. Heraus kommt kein kreatives Chaos, heraus kommt Mütterdemenz, Kontrollwahn und grenzdebiles Weggrinsen des sich aufstauenden Berges an zu erledigenden Aufgaben.

Wo war mein Mann? Was soll ich sagen, er bekommt noch immer den meisten Lohn, er finanziert mit seiner harten Arbeit unser eigentlich so schönes Leben. Oder möchte vielleicht jemand anderes das übernehmen? Wir können ja eine Stiftung für vereinbarkeitsunwillige Familien gründen. Dann lässt endlich mal der Druck nach, alles schaffen zu müssen. Und dann kommt unterm Strich vielleicht auch so etwas wie der eigene Wille zum Vorschein, die Wahlfreiheit.

Wer bis hier durchgehalten hat, dem erzähle ich noch das Ende der Geschichte. Als ich endlich einen wundervollen familienkompatiblen Job fand, kam Sue Kleins Diagnose. Wir kämpften ab da an einer anderen Front. Da ich bin wie ich bin, habe ich mir eine schlimme Depression eingetreten. Aber man kann tatsächlich für bzw. gegen Depressionen etwas tun. Nur wer seine Monster kennt, kann sie auch bekämpfen. Ich wünsche allen ein fröhliches Wochenende.

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